Direkt zum Inhalt
21.10.2020 - Interview

Wie Sie Linux-Server performanter machen: Unser Dozent Martin Steigerwald im Interview

Martin Steigerwald ist erfahrener Dozent, begeisterter Linux-Profi und schreibt als Autor immer wieder für Fachmedien wie das Linux-Magazin. An der Heinlein-Akademie gibt er seit vielen Jahren die Schulung „Linux Performance Analyse & Tuning“. Im zweiten Teil unserer Interview-Reihe „Linux Lernen von Profis“ verrät er mehr über seine Linux-Begeisterung, seine Schulungsprinzipien und über eine ominöse Strichliste für die meisten Systemabstürze innerhalb einer Schulung...

Wie bei so vielen echten Linux-Fans fing die Begeisterung für „Personal Computer“ bei Martin früh an – mit einem C64. Dabei interessierte ihn von Anfang an nicht nur die Möglichkeit zu spielen, sondern viel mehr das Programmieren. Deshalb gehörte er schnell zu den Lesern der einschlägigen Fachmagazine und stolperte genau dort über einen kleinen Traum für einen Computer-Fan der ersten Stunde: den Amiga 1000. Der Rechner war seiner Zeit in Martins Augen locker 10 Jahre voraus: Der A1000 war leistungsstark, hatte eine der fortschrittlichsten Grafik- und Soundsysteme seiner Klasse und war der erste Homecomputer mit einem echten Multitasking-Betriebssystem. Das Ganze hatte nur einen Haken: mit ca. 3.000 DM war der Rechner nicht gerade ein Schnäppchen. So wurde es dann ein Amiga 500. Dem ersten Amiga folgte noch eine stattliche Sammlung, von der sich Martin übrigens bis heute nicht getrennt hat. Ein separates Zimmer für seine alten Amiga-Rechner und der Versuch, alle wieder vollständig in Gang zu bekommen, stehen noch immer weit oben auf Martins persönlicher Wunschliste.

Von Amiga zu Linux

Als für Martin absehbar war, dass es mit Amiga nicht gut weiterlaufen würde, beschäftigte er sich mit Linux Suse und Debian. Ihm war klar, dass als Alternative zu Amiga für ihn nur Linux und Open Source in Frage kommen würden. Er suchte bald erste Computer-Jobs und landete im Nürnberger Systemhaus Teamix. Dort übernahm er verschiedenste Kundenprojekte und sammelte erste Trainer-Erfahrung. Bei der Proact Deutschland GmbH – dem Nachfolger der Teamix GmbH –, Tochter der schwedischen Proact IT-Gruppe ist Martin auch heute noch als Mitarbeiter und Dozent im Einsatz.

Wie ist eigentlich Dein Kontakt zur Heinlein-Akademie zustande gekommen?

Ich habe das Unternehmen über einen befreundeten Dozenten kennengelernt, der begeistert war von Heinlein und dort selbst Schulungen gegeben hat – übrigens tut er das bis heute. Damals habe ich bei einem anderen Schulungsanbieter in Nürnberg einen Linux Grundlagen Kurs gegeben. Später habe ich dann einen Linux-Performance-Kurs übernommen. Genau der fehlte der Heinlein-Akademie noch im Programm, und so habe ich die Chance genutzt und als Dozent bei Heinlein angefangen. Den Kurs gebe ich bis heute.

Was schätzt Du als Dozent besonders an der Akademie?

Wenn ich es auf den Punkt bringen sollte, würde ich sagen: Es ist einfach ein toller Laden. :-) Im Linux-Bereich hat Heinlein Support den Ruf renommierter Experten und das meiner Meinung nach völlig zu Recht. Zum Kursangebot gehören viele Spezialthemen – es gibt quasi für alle Linux-Themen die passende Schulung. Ich persönlich liebe außerdem die Räumlichkeiten sehr. Die Kursräume sind hell und hoch und die Atmosphäre ist generell toll. Als Trainer wird man sehr respektiert und kann entspannt und ungestört arbeiten.

Du bist seit mehr als 10 Jahren Trainer – was sind Deine Schulungsprinzipien? Was ist Dir im Umgang mit den Teilnehmern besonders wichtig?

Ich habe über die Jahre tatsächlich einige Dinge für meine Schulungen verinnerlicht, die erfahrungsgemäß gut funktionieren. Für mich die Nummer 1: Das Gehirn lernt am Besten mit Spaß – Begeisterung ist also entscheidend für den Lernerfolg. Mit Blick auf Linux und die technische Seite gilt: Ich arbeite immer distributions-übergreifend. Ich möchte, dass die Teilnehmer das Prinzip von Linux verstehen – ganz unabhängig von der jeweiligen Distribution - und sich dadurch überall auf dem System zurecht finden. Jenseits des statischen Wissens lernen die Teilnehmer, wo sie Dinge finden können, wenn sie mal nicht weiter kommen. Ich zeige in den Schulungen außerdem neben dem Standardweg immer auch Alternativen und beschreibe alle Vor- und Nachteile, weil mir der Blick über den Tellerrand wichtig ist. Außerdem ermutige ich die Teilnehmer, ihre Ansätze selbst auszuprobieren, auch wenn dabei mal etwas schief geht. Es gibt keine Fehler, nur Feedback.

Du hast ja schon verraten, dass Du bei Heinlein den Kurs „Linux Performance Analyse & Tuning“ unterrichtest. Worum geht es in dem Kurs? Und weshalb sollte ich als Admin Deinen Kurs besuchen?

Wie der Kursname schon sagt, geht es im ersten Teil darum, Performance Probleme zu analysieren und im zweiten, die gefundenen Probleme bestmöglich zu lösen. Der Sinn des Kurses ist zu lernen was ich tue, wenn Systeme langsamer arbeiten als erwartet. Es sollte für jeden Admin interessant sein, Performance-Engpässe zu erkennen, einzuordnen und idealerweise beheben zu können. Um herauszufinden, wo eigentlich das Problem liegt, gibt es sehr gute Echtzeit-Monitoring-Tools. Ich zeige in der Schulung insgesamt 20-30 Werkzeuge, die bei der Fehlersuche helfen. Atop ist z. B. ein Tool, das ausgelastete Ressourcen farbig markiert und die Auslastung von Laufwerken und Netzwerk zeigt. Es kann als einziges Werkzeug Leistungsdaten bis auf die Prozess-Ebene hinunter aufzeichnen und diese sogar nachträglich analysieren. Wer Lust hat, kann zu verschiedenen Monitoring-Tools auch meinen ausführlicheren Blog-Artikel lesen. Die Ursache für Performance-Schwierigkeiten können jedenfalls sehr vielfältig sein. Oft liegen sie nicht im Betriebssystem, sondern in der Hardware oder den Anwendungen und deren Zusammenspiel. Das Wichtigste in meiner Schulung ist, selbst nach Fehlern zu suchen, zu „daddeln“ und zu testen. Das kann dann auch schon mal zu dem einen oder anderen Absturz führen. Wir haben im Kurs hin und wieder eine Strichliste geführt, wer die meisten Abstürze und Neustarts hingelegt hat ;-) Und was auch passiert: Man ist so im Flow, dass alle die Zeit vergessen und man plötzlich fast allein in der Akademie ist...

Wo kann man als Admin Deiner Erfahrung nach häufig noch ein paar Performance-Prozente raus holen?

Natürlich laufen heute viele Dinge automatisiert. Es gibt aber trotzdem noch Stellschrauben. Ein Beispiel: Linux arbeitet beim Schreiben von Daten mit dem einen oder anderen Trick. So wartet das System z. B. bis zu 30 Sekunden bzw. bis 10 Prozent des Gesamtspeichers (ohne Caches) voll sind, bevor es anfängt, ausstehende Daten und Speicherbereiche zu schreiben. Besonders bei Systemen mit viel RAM kann das zu Problemen führen und richtig Zeit kosten. Wie man hier noch Geschwindigkeit rausholen kann, verrate ich im Kurs...

Vielen Dank, lieber Martin, das Du Dir die Zeit für das Gespräch genommen hast! Wir freuen uns sehr auf die weitere Zusammenarbeit :-)

Die nächsten Schulungen bei Martin Steigerwald:

Linux Performance Analyse & Tuning:
16.11. - 20.11.20 (Online-Schulung)
01.03. - 05.03.21
08.11. - 12.11.21