Doch die aktuelle Affäre rund um die massive Ausspähung durch den amerikanischen Geheimdienst NSA hat viele Internet-Nutzer in den letzten Tagen aufgeschreckt. Zu deutlich ist geworden, wie einfach und umfassend sich Profile einzelner Bürger anlegen lassen -- und in der Realität wohl auch angelegt werden. Und ebenso deutlich ist geworden, wie massiv auch private Unternehmen wie Google, Facebook oder Microsoft allen Beteuerungen zum Trotz mit dem amerikanischen Geheimdienst NSA kooperiert haben und ihm Zugang zu den eigenen Nutzerdaten gewährt haben.
„In den letzten Tagen erhielten wir viele Anfragen verunsicherter Internet-Nutzer, die sichere und private E-Mail-Postfächer suchen“, berichtet Peer Heinlein, Geschäftsführer des alternativen Providers „JPBerlin.de“. Schon seit 1989 werden hier Mail- und Webhosting mit besonderem Blick auf Privatsphäre und Datenschutz angeboten. „Dass wir Kundendaten strikt privat lassen und nicht auswerten ist vielen unserer Kunden ein paar Euro wert“, so Heinlein. Im Gegenzug bietet der Provider seine Dienste frei von Werbung an und glänzt durch kompetenten technischen Support mit persönlichen Ansprechpartnern. Auch die Nutzungsmöglichkeiten der JPBerlin können sich sehen lassen: Große Postfächer bieten auch Power-Usern ausreichend Reserven, Kalender, Kontakte, Mailinglisten und das Hosting eigener Webseiten sind im Standard-Vertrag bereits inklusive.
Die Ursprünge der JPBerlin liegen über zwei Jahrzehnte zurück, alles begann mit einer Computer-Mailbox, einer 20 MByte Festplatte und einem Modem. Heute ist daraus ein großes Unternehmen geworden, das über 100.000 Postfächer betreibt. „Aus der Gründungszeit des Internet haben wir uns ein besonderes technisches Verständnis bewahrt. Datenschutz und Datenverschlüsselung waren damals weit selbstverständlicher als heute“, so Heinlein. Daher nutzt der Provider seit jeher für seine Datenübertragung entsprechende Verschlüsselungsverfahren -- sofern andere Provider dies auch unterstützen. „Leider haben viele große Provider wenig Interesse daran, die Verbindungen der Kunden abhörsicher zu gestalten“, kritisiert Heinlein. Gründe hierfür seien der notwendige höhere Rechenaufwand, der für Groß-Provider durchaus spürbar ist. Aber auch polizeiliche Abhörmaßnahmen nach der deutschen Telekommunikationsüberwachungsverordnung (TKÜV) würden durch verschlüsselte Verbindungen erschwert. „Da gehen viele Provider den bequemen Weg und verzichten auf entsprechende Schutzmaßnahmen“, weiß Heinlein. Der 37jährige Geschäftsführer des Unternehmens kennt sich in der Branche aus und hat in den letzten Jahren diverse Standard-Bücher rund um E-Mail-Server veröffentlicht. Er berät als IT-Spezialist seit 15 Jahren Unternehmen, Behörden und Provider rund um den Aufbau sicherer E-Mail-Server.
Am Ende bleibt Heinlein die Hoffnung, dass der aktuelle Abhörskandal nachhaltig zu einem Umdenken der Internet-User führt. „Abhör- und Datenskandale gab es immer wieder“, berichtet Heinlein, „wichtig ist jetzt, dass Anwender wirklich umdenken und langfristig zu dem Bewußtsein gelangen, wie wichtig der Schutz ihrer persönlichen Daten gerade auch für die Erhaltung der persönlichen Freiheit ist.“